Editorial, Heft 2/21

Editorial – Sozialkatalysator Hund

Es ist schon gut 25 Jahre her, als mir eine Schriftstellerin, die Horror- und Fantasy-Romane für Jugendliche schreibt, in einem Brief darüber berichtet hat, wie sich ihr Leben durch einen Hund völlig verändert hat. Mirko, ein 5-jähriger Rüde aus dem Tierschutz, war in ihr Leben getreten. 20 Jahre lang würde sie nun schon als »Einsiedlerkrebs aus Gewohnheit und durch meine Arbeit als Schriftstellerin isoliert« in einem städtischen »Sozialbau« leben. Seit Mirko hätten sich ihre Sozialkontakte jedoch plötzlich verfünffacht und in einer Woche hätten sie mehr Leute gegrüßt und angesprochen als in den 20 Jahren davor. Kinder in der Straßenbahn, alte Damen in der Apotheke, Obdachlose im Bahnhof oder vornehme Damen in der Innenstadt. Sie habe Hundehalter als eine Art verschworene Gemeinschaft kennengelernt, hätte nach kürzester Zeit die »Lebens-, Liebes- und Krankengeschichten aller Wuffis der Umgebung und ihre Vorlieben und Abneigungen« gekannt. Oft Small Talk, aber manchmal seien auch Lebensgeschichten durchgebrochen, Lebenstragödien gar, die man einem Mit-Hundemenschen selbstverständlich erzählt.

Dass Hunde – wie der eben geschilderte Mirko – als Sozialkatalysatoren wirken, ist bekannt. Man schließt leichter neue Bekanntschaften und die regelmäßige Bewegung durch das erforderliche Gassigehen hat zudem auch nachweislich positive gesundheitliche Auswirkungen auf uns. All das ist bekannt.

Noch einmal verstärkt wird all das, wenn wir unser vierbeiniges Familienmitglied zum Campen mitnehmen. Damit eint uns Camper bereits ein weiterer Aspekt, den wir alle – neben unserem Leben mit einem Hund – gemeinsam haben. Manchmal allerdings scheint das der eine oder andere Hund nicht so zu sehen. Während sich Herrchen oder Frauchen mit den zweibeinigen Nachbarn am Camping- oder Stellplatz gut verstehen, ist das bei den vierbeinigen Campern nicht so. Zugegeben, auch bei den Zweibeinern ist es nicht immer so. Aber grundsätzlich sind Camper üblicherweise offene und interessierte Menschen. Dass Offenheit und Interesse aber nicht zugleich Distanzlosigkeit bedeutet, ist ein weiteres Merkmal geübter Camper.

Aber irgendwie sind wir Camper ja auch ziemlich ambivalent. Wir lieben es zwar, in und mit der Natur zu leben, oft auch Gemeinschaft zu pflegen mit uns sympathischen Menschen am Campingplatz. Zugleich aber brauchen wir auch unsere Rückzugsmöglichkeiten im Wohnwagen, Campingbus oder Wohnmobil.

Man respektiert auch beim Campen die Privatsphäre der anderen. Man muss sich ja deswegen nicht unbedingt gleich mit Planen oder gar Zäunen umgeben, sondern kann mit der Höflichkeit und dem Respekt der Mit-Camper rechnen. Ausnahmen gibt es natürlich. Und da würde es mich interessieren, wie sie mit solchen Ausnahmen an Distanzlosigkeit am Camping- oder Stellplatz umgehen? Schreiben Sie mir bitte, welche Erfahrungen Sie haben und wie Sie damit umgehen, wenn Ihre Privatsphäre und die Ihres Hundes von Mit-Campern nicht respektiert wird. (Mail an: hans.mosser@camperdogs.eu)

Mit unseren Hunden ist es ja nicht viel anders. In der Hundeschule lernen wir, dass Hunde auch Möglichkeiten des Rückzugs brauchen, zur Ruhe kommen müssen. Nicht wenige Camper – und ich gehöre dazu – genießen oft auch ein Mittagsschläfchen, das üblicherweise auch der Vierbeiner gerne annimmt. Bis nach einem kräftigen Kaffee (natürlich nur für die Zweibeiner) die Lebensgeister für den weiteren Verlauf des Tages wieder geweckt sind.

Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen mit Ihrem neuen CamperDogs!
Herzliche Grüße

Ihr Dr. Hans Mosser, CamperDogs-Herausgeber, und der Redaktionshund Pauli

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